Vergessen Sie die News!

Foto von Nijwam Swargiary auf Unsplash

Die Covid-19 Pandemie zeigt uns seit dem Frühjahr 2020 eines ganz besonders deutlich:

Das 24/7 stattfindende Nachrichten-Bombardement hat zu 100% seinen Weg in unser aller Alltag gefunden. Ein langfristiger positiver Effekt dieser Entwicklung ist nicht zu erwarten; das Gegenteil scheint der Fall zu sein.

Vielleicht ist es ratsam dem Vorschlag von Rolf Dobelli aus dem Jahr 2011 zu folgen: Vergessen Sie die News!


Was an Nachrichten schlecht ist

Zu allererst Ehre wem Ehre gebührt: Ich bin in 2020 durch Stefans Börsenblog auf Herrn Dobellis Artikel aufmerksam geworden. Stefan hatte den Artikel damals schon ausgiebig zitiert, also werde ich es dir als Leser meines Blogs überlassen bei ihm nachzustöbern, was seine Gedanken dazu waren.

Ich möchte nur einige Aspekte aus Dobellis Artikel herausgreifen, von denen ich meine, dass es sinnvoll ist sie genauer anzuschauen, und zu bewerten, warum Nachrichten genau in diesen Aspekten schlecht sind.

News machen uns faktisch dümmer, wir merken es nur nicht.

Rolf Dobelli nennt in seinem Artikel insgesamt 15 Gründe, warum stetiger Newskonsum über Internet, Fernsehen, Radio und Printmedien dazu führt, dass Menschen verdummen. Ja, du liest richtig: Verdummen! Warum?

  • Wahrnehmungsverzerrungen werden befördert, weil Nachrichten rein auf das Binden unserer Aufmerksamkeit abzielen (hohe Einschaltquoten, Verkaufszahlen, Klicks). Das führt zwangsläufig dazu, dass abstrakte und vielschichtige Themen den plakativen und flachen geopfert werden.
  • Stetiger Newskonsum führt dazu, dass wir ständig neue Inputstreams in unser Hirn erhalten, die es unmöglich machen lange, nuancenreich und konzentriert eine Sache zu durchdenken und an dieser Sache dranzubleiben.
  • Gleichzeitig führen ständige negative Nachrichten dazu, dass unser kritisches Denken dem dauerhaften Überlebensmodus weichen muss. Unser Stresssystem wird aktiviert. Es folgt eine dauerhafter nervöser und hormoneller Ausnahmezustand im Organismus (fight-or-flight Syndrom). Unser präfrontaler Cortex des Großhirns – der Ort unseres Reflektierens, Planens, Abwägens und der emotionalen Impulskontrolle – ist nur noch damit beschäftigt, die Amygdala (= das Angstzentrum) in Schach zu halten, wodurch kritisches Denken gestört wird.

Frage dich doch selbst einmal folgendes:

  • Mit wie vielen anderen Themen als Covid-19 konntest du dich seit Ausbruch der Corona-Krise im Jahr 2020 wirklich tiefgreifend beschäftigen?
  • Wie hoch war/ ist dein Angstlevel und wie stark korreliert die Höhe deines Angstlevels mit der Menge deines Nachrichtenkonsums?
  • Kennst du Menschen in deinem Umfeld, die in der Covid-19 Pandemie psychologische Auffälligkeiten oder sogar Krankheitsbilder entwickelt haben? Hat das – laut deren Aussage und den Aussagen ihres Umfelds – etwas mit den Nachrichtenflüssen zu tun?

Negative Nachrichten machen uns einsam und krank.

Die Zwischenüberschrift bringt es auf den Punkt.

Wusstest du das, unsere Psyche eine natürliche Tendenz hin zu negativen Nachrichten hat? Nein? Dann überlege dir mal folgendes: Wird die Welt, deiner Meinung nach, aktuell besser oder schlechter?

Psychologische Studien zeigen, dass ein beträchtlicher Prozentsatz der Menschen in Industrieländern denken, dass die Welt sich in einer Abwärtsspirale befindet. Leider ist diese Wahrnehmung aber nicht korrekt; das Gegenteil ist der Fall! Warum denken wir dann, dass alles immer schlimmer wird? Der christliche Buchautor Dr. Bradley Wright umschreibt es in seinem Buch Upside: Surprising Good News about the State of our World etwa so:

Die Medien verkaufen negative Weltbilder. Es ist nicht so, dass Reporter, Schriftsteller und Redakteure grundsätzlich pessimistische Menschen sind. Vielmehr haben sie einen starken Anreiz, uns von den beängstigenden und gefährlichen Ereignissen in unserer Welt zu erzählen.

Die Medien sind ein Geschäft, und es gelingt ihnen, Zuschauer und Leser anzulocken. Wie können sie dies mit Hunderten von Fernsehkanälen und noch mehr Online-Nachrichtenquellen überhaupt schaffen? Eine Möglichkeit besteht darin, etwas anzubieten, das wirklich beängstigend ist. Wenn das Anschauen einer Geschichte uns vor einer unmittelbaren Gefahr bewahren kann, hören wir möglicherweise lange genug auf umzuschalten, um sie anzuschauen. Wenn das Lesen eines Berichts uns vor gesundheitlichen Problemen schützen kann, holen wir das Magazin möglicherweise aus dem Verkaufsregal.

Sensationslust und Angst verkaufen sich – dies ist eine Tatsache des Lebens, die sich nicht so schnell ändern wird

Übersetzt aus: „Uprising: Surprising Good News about the State of the World“; pp. 36; Bethany House Publishers

Im säkularen Bereich versucht Hans Rosling seit Jahrzehnten auf die sich faktisch bessernden Lebensbedingungen in unserer Welt aufmerksam zu machen.

Allein von 1990 bis 2007 hat sich der Lebensstandard (d.i. Einkommen, Gesundheit, politische Verhältnisse, etc.) in 109 von 115 untersuchten Nationen massiv verbessert.

Aber: Wir nehmen es nicht wahr! Und diese Fehlwahrnehmung macht einsam und krank.

Das liegt an unserem „Verhaltens-Immunsystem“ (engl.: bevioural immune system), welches durch dauerhafte negative News-Feeds aus TV, Sozialen Netzwerken und Internet auf einen Schutzmodus getrimmt wird.

Zu diesen schützenden „psychologischen Immunantworten“ zählen u.a.:

  • Ein gesteigerter Wunsch nach Einheitlichkeit der Menschen in meinem Umfeld in puncto Aussehen, Herkunft, Interessen, etc.
  • Unbewusst erhöhte Konformität gegenüber anderen Personen und Autoritäten: Man tut was man gesagt bekommt und hinterfragt weniger.
  • Aktives Meiden von größeren Menschenansammlungen, vor allem dann, wenn diese Menschengruppen nicht einheitlich sind.
  • Abweisendes und gleichgültiges Verhalten gegenüber Fremden.
  • Gesteigertes Ekelempfinden bezüglich Dingen, Ereignissen und Personen.

Ein BBC Bericht aus dem April 2020 hat genau diese psychologischen Immunantworten antizipiert und in der britischen Bevölkerung identifiziert. Covid-19 hat einen bestehenden Trend aber nur verstärkt, das bestätigen auch andere vorläufige Studienergebnisse.

Mal ehrlich: Glaubst du, dass die Probleme der vergangenen 10 Jahre zufällig passiert sind?

Der Aufstieg von politischem Populismus; die zunehmende „Wir-gegen-Die-Mentalität“ in vielen Gruppen der Gesellschaft; die aufstrebende Cancel Culture in Medien, an Universitäten und in der Berufswelt; die zunehmende Vereinsamung der jungen Erwachsenen und der Alten?

Die Stoßrichtung der Nachrichten, die wir konsumieren, formt unsere Gesellschaft – bewusst oder unterbewusst.


Die Lösung: Konsumiere gute Nachricht(en)!

Mach‘ es wie Rolf Dobelli vorschlägt: Vergiss die News! Oder, wie eines meiner Kindheitsidole Peter Lustig es schon in den 90ern so treffend sagte: Einfach mal Abschalten!

Das ist aber nur die halbe Miete.

Aus der Physik wissen wir, dass einer der am schwersten aufrechtzuerhaltenden Zustände in dieser Welt das Vakuum ist. Womit willst du also das entstehende kognitive Vakuum deines ausbleibenden Newskonsums füllen?

Natürlich fallen einem einige Dinge direkt ein, z.B.:

  • Sport treiben
  • Zeit in der Natur verbringen
  • Gehaltvolle, positive Bücher lesen
  • Qualitätszeit mit Freunden und Familie verbringen.
  • Dediziert positivere Nachrichten konsumieren, z.B. hier.

Lass mich dir noch einen alternativen Lesevorschlag machen, den auch Dr. Bradley Wright empfiehlt, um ein gesundes Innenleben fernab aller News führen zu können:

Vor zweitausend Jahren wurde ein Buch, dessen Kern euanggelion – die Gute Nachricht – war vielfach gelesen. […]

[…] Alle guten Nachrichten sind Gottes gute Nachrichten, und sie zu ignorieren, zu verbergen, zu minimieren oder zu verzerren, ist weder psychologisch vorteilhaft noch geistig gesund.

Übersetzt aus: „Uprising: Surprising Good News about the State of the World“; Bethany House Publishers

Alles Gute kommt von oben!

Chris, dein Guter Verwalter

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